Über den Status der Beispiele in Kants „Kritik der Urteilskraft“

In der Kritik der Urteilskraft arbeitet Kant seine Überlegungen an einer Vielzahl von Beispielen heraus. Für die sogenannten „Sachlichen Erläuterungen“ im Rahmen einer Edition stellen sie eine besondere Herausforderung dar. Zum einen schöpft Kant seine Beispiele aus höchst unterschiedlichen, mitunter nicht leicht zu recherchierenden Quellen – sie stammen aus zeitgenössischen Reiseberichten, gesellschaftlichen Debatten, Briefwechseln und aus Beiträgen der verschiedensten Wissenschaften seiner Zeit. Zum anderen dienen sie nicht allein der Veranschaulichung abstrakter philosophischer Überlegungen; einige, scheinbar beiläufige, Erwähnungen – wie die der Pfeffergärten in Sumatra, der Mückenplage in Amerika oder der Höhle von Antiparos – lassen sich vielmehr als Stellungnahmen zu komplexen Kontroversen oder sogar als knappe Argumentationen verstehen. Auf diese Weise konkretisieren sie Kants Position und werden zu wichtigen Bestandteilen sogar des systematischen Zusammenhangs des Textes. Wie man den „Subtext“ dieser Beispiele entschlüsseln, aber auch, wie man in der heutigen Rezeption – etwa mit den damit verbundenen Abwertungen z.B. außereuropäischer Ethnien – umgehen könnte, möchte ich im Vortrag untersuchen.

09. 11. Sep.
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Granada