Worum geht es?
Projektvorstellung
Neben einer Projektskizze finden Sie auf diesen Seiten Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQs) und Informationen zu vorangegangenen Projekten.
In unserer Arbeit beschäftigen wir uns mit der Frage »Wie umgehen mit Rassismus, Antisemitismus und Sexismus in Werken der klassischen Deutschen Philosophie?« und verstehen dabei (selbst-)kritische Philosophiegeschichte als Teil einer Public Philosophy.
In vielen Werken der klassischen deutschen Philosophie finden sich Stellen, Passagen oder Abhandlungen, die – mindestens nach heutigen Maßstäben – als rassistisch, sexistisch oder antisemitisch beurteilt werden müssen. Sich mit diesem Erbe verantwortlich und differenziert auseinanderzusetzen, stellt gegenwärtig eine Herausforderung dar. Deshalb widmet sich das Projekt der Frage: Wie sollen wir selbstkritisch in Forschung, Lehre und Öffentlichkeit umgehen mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der klassischen deutschen Philosophie?
Angestoßen wurde die Auseinandersetzung durch politische Entwicklungen wie die BlackLivesMatter-Proteste und die politischen Interventionen nach den antisemitischen und rassistischen Anschlägen von Halle und Hanau. Sie haben nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der akademischen Philosophie eine erneute Diskussion über die Verstrickungen der eigenen Tradition in Rassismus, Sexismus und Antisemitismus provoziert.
Die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit, aber auch innerhalb der Philosophie neigt gegenwärtig dazu, das Thema RSA personenzentriert (»War x ein Rassist, Sexist, Antisemit, …?«) zu diskutieren und die historische sowie politische Dimension auszublenden. Entsprechend scheint es dann so, als stünden wir außerhalb der rassistischen, sexistischen oder antisemitischen Tradition und könnten aus der Position von Richter:innen über Personen oder Epochen urteilen. Auch deshalb neigt die aktuelle Debatte dazu, sich in apologetische bzw. fundamentalkritische Positionen zu spalten. Die Folge sind abschließende, subsumtive Urteile, welche die Diskussion abbrechen anstatt sie zu führen.
Unser Projekt setzt sich demgegenüber zum Ziel, die begonnene (selbst-)kritische Auseinandersetzung der Philosophie mit RSA in der eigenen Tradition, in etablierten akademischen Praxen und zentralen Begriffen, mit den Mitteln und Methoden der Philosophie differenziert fortzusetzen und innerhalb des Fachs auf Dauer zu stellen.
Auf der Grundlage einer Konzeption politisch reflektierender Urteilskraft widmen wir uns vier Aufgabenfeldern:
- (Selbst-)kritische Philosophiegeschichte: In exemplarischen Analysen der Rezeption des Deutschen Idealismus durch nationalistische Denker soll ein Beitrag zu einer selbstkritischen Philosophiegeschichtsschreibung geleistet werden. Hierfür werden die lokalen Verstrickungen der Philosophie in den Blick genommen und zudem danach gefragt, wie die historischen Verwicklungen unser gegenwärtiges Philosophieren inhaltlich und begrifflich prägen.
- Kommentierte Textsammlungen und Material für Lehre und Forschung: Die in die Kritik geratenen Texte und Quellen sollen in einem Korpus gesichert und in Form einer Datenbank zur Verfügung gestellt werden. Ergänzt wird diese Sammlung durch Interpretationsvarianten, exemplarische Argumentationsanalysen und Übersichten zum Forschungsstand. Auf dieser Grundlage werden außerdem Materialien und Konzeptionen für die universitäre Lehre und den Schulunterricht erarbeitet.
- Experimentelle und kreative Formen der Vermittlung: Neue und kreative Formate der (Selbst-)Aufklärung und Vermittlung werden erprobt, um auch bezüglich etablierter Denk- und Praxisformen des Philosophierens ein angemessenes Problembewusstsein zu entwickeln. In ihnen soll die kritische (Selbst-)Reflexion durch Irritationserlebnisse, Verschiebung gewohnter Codierungen etc. angeregt und neue Perspektiven erfahrbar werden.
- »Public Philosophy« im Dialog: Ein methodisch reflektiertes, differenziertes, insbesondere aber auf einen Dialog mit (und nicht auf eine Belehrung) der Öffentlichkeit angelegtes Konzept von Public Philosophy wird erarbeitet und von Beginn an praktisch erprobt. Die Philosophie wird darin als ein Teil der Öffentlichkeit verstanden, die ihrerseits auch als eine Korrekturinstanz für den philosophischen Erkenntnisprozess fungieren kann.
Weitere Informationen
FAQs
Wir beantworten häufig gestellte Fragen an unser Projekt sowie zum Verhältnis von Philosophie und verschiedenen Diskriminierungsformen.
Vorangegangene Projekte
Dem Forschungsprojekt gingen mehrere Jahre an Arbeit voraus. Einen Überblick und Ergebnisse dieser Arbeit finden Sie hier.